Nicht alle Grünen lehnen Gentechnik grundsätzlich ab. In der Partei wird Kritik an der vorherrschenden grünen Position zur Gentechnik laut. So fordern Katharina Fegebank, Hamburger Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin, und die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski ihre Parteifreunde in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) auf, ihre Ablehnung der von der EU-Kommission geplanten Lockerung bei der Gentechnik zu überdenken. Der Vorschlag aus Brüssel eröffne "Forschung und neuen Technologien jetzt Chancen, Vorsorge zu treffen für eine nachhaltigere Zukunft", sagte etwa Fegebank.

Olschowski wiederum nannte die geplante Reform eine "zentrale Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer europäischen Forschung". In den vergangenen Jahren sei es offenbar nicht gelungen, die Fortschritte der Forschung und damit einhergehende Chancen in die Breite der Bevölkerung zu kommunizieren. Sie befürworte die "Anpassung des EU-Gentechnikrechts an den aktuellen Stand der Wissenschaft".

Lemke gegen geplante EU-Neuregelung

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch Lockerungen für den Einsatz sogenannter Neuer Genomischer Verfahren (NGT) in der Landwirtschaft vorgeschlagen. So soll die Kennzeichnungspflicht für genetisch veränderte Pflanzen wegfallen, wenn diese auch durch eine natürliche Kreuzung hätten entstehen können. Auch sollten für die NGT-Pflanzen die Zulassungsverfahren vereinfacht werden, die im Kampf für mehr Umwelt- und Klimaschutz potenziell nützlich sind.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte sich gegen die geplante Neuregelung ausgesprochen – und bekommt Druck vom liberalen Koalitionspartner. Es wäre "sehr unschön", wenn sich Deutschland in Europa nicht zu einem Ja durchringen könnte, sagte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Zuvor hatte sie Gentechnik als "Schlüssel für die großen Herausforderungen der Menschheit" bezeichnet.

Und auch Fegebank sagte nun der FAS, die "Herausforderungen unserer Zeit" wie Klimawandel, Dürren und Ernährungskrisen ließen sich nicht mit den bisherigen Regeln bewältigen. Allerdings, sagte die Hamburger Wissenschaftssenatorin, müssten Bedenken ernst genommen werden.