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Wirtschaftsumfeld | China | Außenhandel

China verliert für Deutschland im Export an Bedeutung

China ist im Jahr 2022 Prognosen zufolge Deutschlands größter Handelspartner geblieben, rutscht aber im Exportranking ab. Ein anderes Land gewinnt beim Import deutlich.

Von Katharina Viklenko | Bonn

Zum siebten Mal in Folge ist China 2022 Deutschlands größter Handelspartner geblieben. Aber die Gewichte verschieben sich: Im Jahr 2022 stand die Volksrepublik nur noch auf Rang 4 der Top-Exportmärkte, nachdem sie 2021 noch den 2. Platz belegt hatte, so die Prognose von Germany Trade & Invest (GTAI). Dagegen dürften die Importe aus dem Reich der Mitte um fast 50 Milliarden Euro beziehungsweise um 36,5 Prozent rasant zugelegt haben. Damit steigt die Abhängigkeit vom Beschaffungsmarkt China. Der Handelsbilanzsaldo erreichte einen neuen Negativrekord.

Der deutsche Außenhandel insgesamt ist den Hochrechnungen zufolge 2022 auf einen Rekordwert von mehr als 1.580 Milliarden Euro gestiegen. Den Coronaeinbruch hatte er schon im Vorjahr wettgemacht. Die deutschen Ausfuhren sind damit gegenüber 2021 um rund 14,7 Prozent gewachsen, während die Einfuhren 2022 mit 25,6 Prozent auf rund 1.510 Milliarden Euro sogar noch kräftiger gestiegen sein dürften. Der Außenhandelsüberschuss erreichte mit knapp 70 Milliarden Euro einen neuen Tiefstand. Noch 2021 hatte er mit 175 Milliarden Euro mehr als das Doppelte betragen.

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Die Aussichten für den Handel mit China sind 2023 gemischt. Einerseits sendet die Öffnung im Reiseverkehr positive Signale für Neugeschäfte und den Export. Auf der anderen Seite ist die Stimmung unter den deutschen Unternehmen in China gedämpft und nicht wenige orientieren sich schon um. Sie suchen neue Absatzmärkte in Asien, erschließen Rohstoffquellen in Südamerika und ein Teil der Exportproduktion wandert nach Osteuropa oder die Türkei. Der chinesische Außenhandel entwickelte sich zuletzt negativ, die Aussichten für die chinesische Wirtschaft sind 2023 allerdings besser.

Deutschlands Abhängigkeit bei Importen auf Rekordhoch

Die Prognosen von GTAI auf Basis von Destatis-Handelsdaten für die ersten elf Monate 2022 zeigen, dass der Außenhandel mit China erstmals die Schwelle von 300 Milliarden Euro überschritten haben dürfte, eine Steigerung um 22,6 Prozent gegenüber 2021. Doch die Schere zwischen Importen und Exporten driftet zunehmend auseinander. China bleibt das mit Abstand wichtigste Lieferland und baut diesen Vorsprung noch weiter aus: Mit fast 13 Prozent erreichte der chinesische Lieferanteil im Zeitraum Januar bis November 2022 einen neuen Spitzenwert. Damit steigt die Importabhängigkeit weiter.

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Ausfuhren nach China steigen nur marginal

Denn der Export Richtung China schwächelt. Mit einem Anstieg von nur 3,7 Prozent laut Prognose für das Gesamtjahr 2022 lag die Performance deutlich unter der Entwicklung der gesamten deutschen Ausfuhren, während in den Vorjahren China stets an der Spitze zu finden war. Damit rutschte die Volksrepublik 2022 von Rang 2 im Jahr 2021 auf Rang 4 der bedeutendsten Absatzmärkte der Bundesrepublik ab. Seit dem Jahr 2017 hat China stets einen der ersten drei Plätze belegt.

Der Saldo aus Exporten und Importen mit dem Reich der Mitte stieg 2022 GTAI-Berechnungen zufolge für Deutschland auf ein Defizit von 87,8 Milliarden Euro an und erreichte damit ebenfalls einen Spitzenwert. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Handelsbilanzdefizit damit mehr als verdoppelt.

Deutsche Exporte in andere Zielmärkte wachsen kräftiger

Von der abnehmenden Bedeutung Chinas als Zielland für deutsche Exporteure profitieren andere Handelspartner. Bei den zehn bedeutendsten Absatzmärkten 2022 verzeichneten mit Ausnahme der Volksrepublik sämtliche Länder ein zweistelliges Wachstum deutscher Lieferungen. Ausfuhren in den mit Abstand wichtigsten Exportmarkt USA nahmen sogar um 28,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu.

Besonders erfreulich hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Export in Richtung Polen entwickelt: Das Nachbarland ist vom 10. Platz 2012 auf Rang 5 im Jahr 2021 aufgerückt und hielt die Position auch 2022. Dagegen fiel die Bedeutung des Vereinigten Königreichs stetig ab, vom drittgrößten Exportziel im Jahr 2016 auf zuletzt nur noch Rang 8. Damit ist die Insel aus den Top Ten der deutschen Handelspartner gefallen. Den größten Sprung bei den Einfuhren konnte unter den großen Partnern 2022 Norwegen verzeichnen. Der Gaslieferant steigerte die Importe nach Deutschland um fast 250 Prozent Rang 7. Dafür rutschte die Schweiz aus den Top Ten der Lieferländer auf den 11. Platz ab.

Entwicklung der deutschen Exporte in die bedeutendsten Absatzmärkte 2022 (in Milliarden Euro; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Rang

Land

2021

Prognose 2022*

Veränderung

1

USA

122,0

157,0

28,7

2

Frankreich

102,7

116,3

13,2

3

Niederlande

101,1

111,5

10,3

4

China

103,6

107,4

3,7

5

Polen

78,6

91,2

16,1

6

Österreich

72,4

89,7

23,9

7

Italien

75,5

87,8

16,2

8

Vereinigtes Königreich

65,0

74,2

14,1

9

Schweiz

60,6

70,7

16,6

10

Belgien

51,4

61,5

19,7

Gesamtexport

1.379

1.582

14,7

* Prognose von Germany Trade & Invest auf Basis der Exportdaten und Wachstumsraten im Zeitraum Januar bis November 2022; Abweichungen durch RundungenQuelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Entwicklung der deutschen Importe aus den bedeutendsten Beschaffungsmärkten 2022 (in Milliarden Euro; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Rang

Land

2021

Prognose 2022*

Veränderung

1

China

143,0

195,2

36,5

2

Niederlande

105,1

125,6

19,5

3

USA

72,3

91,9

27,1

4

Polen

69,0

77,7

12,5

5

Italien

65,4

72,7

11,2

6

Frankreich

61,9

70,1

13,2

7

Norwegen

19,4

67,3

246,7

8

Belgien

52,3

62,8

20,0

9

Tschechien

49,7

59,2

19,0

10

Österreich

47,5

58,3

22,7

Gesamtimport

1.204

1.512

25,6

* Prognose von Germany Trade & Invest auf Basis der Exportdaten und Wachstumsraten im Zeitraum Januar bis November 2022; Abweichungen durch RundungenQuelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen von Germany Trade & Invest

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